Charly gibt Impulse und bringt Senioren Freude

Ayse Keskin von den Maltesern und ihr Therapiebegleithund besuchen die Tagespflege der Caritas

Großostheim. Charly findet schnell Kontakt zu den älteren Menschen in der Tagespflege-Einrichtung des Caritasverbandes in Großostheim. Der Therapiebegleithund und seine Trainerin Ayse Keskin von den Maltesern in Aschaffenburg besuchen alle 14 Tage die Senioren, die von dem Vierbeiner begeistert und emotional berührt sind. Auch die Betreuerinnen staunen immer wieder, wie schnell der Begleithund Brücken baut und es schafft, dass sein Gegenüber aufblüht und mit einem Lächeln auf das positive Erlebnis reagiert.
An diesem Morgen sitzen 18 Senioren im Karree des kleinen Saales der Tagespflegeeinrichtung gemütlich in den großen Sesseln und warten, dass der Star des Tages den Raum betritt. Der Begleithund Charly, ein viereinhalbjähriger Golden-Retriever, ist ein alter Bekannter, der die Senioren in der Tagespflege der Caritas in der Breite Straße immer wieder glücklich macht. Der Vierbeiner gibt den Senioren Impulse und schenkt ihnen ein gutes Gefühl.
Die Freude über den Hund mit dem lieben Blick und dem kuscheligen Fell kennt viele Ausdrucksformen. Die meisten lächeln und sind hellwach. Selbst Senioren, die an Demenz erkrankt oder die sehr still und ruhig sind, kommen im Sessel in Bewegung und beginnen zu sprechen. Andere trauen sich nach einer anfänglichen Zurückhaltung immer mehr zu und lassen Charly sogar Leckerlies von der ausgestreckten Handfläche schlecken.
„Guck mal, wie gut der hört“, sagt eine ältere Frau in der Runde. Sie ist überrascht, dass der Begleithund sogar ohne Worte nur auf die Handzeichen von Ayse Keskin reagiert, sich tatsächlich setzt und dann auf dem Boden ablegt, als die Trainerin die flache Hand langsam von oben nach unten senkt. „Schaut mal, wie lang der ist, wenn der so daliegt“, stellt eine Frau fest. Charly scheint alles zu verstehen. „Was ein goldiger Kerl“, sagt eine 91-jährige Besucherin der Tagespflege, die den vierbeinigen Helden des Tages am liebsten umarmen möchte.
Charly ist nicht nur gut erzogen, sondern er habe als Therapiebegleithund auch eine fast einjährige Ausbildung absolviert, sagt Ayse Keskin. Die 51-Jährige arbeitet beruflich in Teilzeit und engagiert sich bei den Maltesern mit ihrem Charly ehrenamtlich. Beide gehen regelmäßig in Senioreneinrichtungen, auf Palliativstationen oder ins Kinderhospiz, um den Menschen mehr Achtsamkeit für den Moment und ein schönes Erlebnis mit Charly zu schenken.
Einige Senioren reagieren auf den Begleithund stärker als auf manche Menschen. Charly schafft eine Ebene, auf der der Ausdruck von Gefühlen leichter fällt. „Der Begleithund nimmt Kontakt naturgemäß auf der emotionalen Ebene auf, und so kommt es zur sogenannten Basalen Stimulation, einem Reiz der Sinne durch das Berühren des Fells, der feuchten Zunge oder durch den Blick in die freundlichen Hundeaugen“, erläutert Gertraud Rebmann, Bereichsleitung Altenpflege beim Caritasverband Aschaffenburg. Die Basale Stimulation in der Pflege spreche vor allem Menschen an, die in ihrer Wahrnehmung, Kommunikation oder Bewegung beeinträchtigt sind. In der Begegnung zwischen den Senioren und dem Hund in der Tagespflege in Großostheim sieht Gertraud Rebmann einen Gewinn für beide Seiten.
Charly gelingt es in der Seniorenrunde immer wieder, Anreize zu schaffen und Anknüpfungspunkte zu setzen. So erinnern sich die Senioren in der Caritas-Tagespflege an Geschichten aus ihrer Familie oder aus ihrem Alltag. „Mein Schwiegervater war Förster, der hatte auch einen Hund, der durfte sogar mit ins Bett“, sagt eine 89-jährige Frau lachend und legt für Charly schon das vierte Leckerlie auf den Holzlöffel, den sie in Richtung der feuchten Schnauze schiebt. Doch Charly schnappt erst zu, nachdem er von Ayse Keskin das Signal, die Erlaubnis zum Fressen erhalten hat.
„Haben Sie Angst“, fragt Betreuungsassistentin Bettina Zang einen Gast der Tagespflege, der bisher zurückgelehnt mit der Morgensonne im Gesicht im Sessel döste. „Natürlich nicht“, antwortet „Herr Schmidt“, der offensichtlich ein alter Hase im Umgang mit Hunden ist. Er erzählt der Seniorenrunde von seinem Schäferhund, streicht Charly dann mit der linken Hand fürsorglich über den Kopf, den Rücken entlang und beendet diese Berührung mit einem dreimaligen sanften Klopfen auf das weiche Fell: „Brav“, sagt „Herr Schmidt“ und lässt Gelassenheit und Entspannung einkehren.
Am Ende des tierisch interessanten vormittags verabschieden die Senioren die Trainerin und ihren Vierbeiner mit einem herzlichen Applaus. Einer der Jüngeren in der Gruppe ruft Ayse Keskin nach: „Das nächste Mal bringe ich Gurken mit, die mag Charly ja besonders gern.“